Ja, also, bevor man… Also, ich wohne ja auf der rechten Seite von der Bismarckstraße.
Mir gegenüber war direkt der Haupteingang von der Deutschen Oper und neben der Deutschen Oper, die erstreckt, sich ja denn, war die Krummelstraße, und davor war, wie gesagt, ein Imbiss, wo du Zigaretten, Zeitungen und so kaufen konntest.
Ich glaube, heute ist etwas anderes drin, und das war eine Verkehrsinsel, weil rechts ging’s zum Richard -Wagner -Platz und die andere Seite vom Richard -Wagner -Platz zur Bismarckstraße.
Es waren ganz schmale Straßen, und es waren natürlich Wohnhäuser dort, also so, dass man am Tag immer das Gefühl hatte, oder weil wir ja viel im Dunkeln gelebt haben, dass man beobachtet wird.
Wenn zum Beispiel abends es dunkel war, hat man ja zum Beispiel, wenn die Pause in der deutschen Oper war, haben die denn oft aus dem Fenster direkt darauf geguckt, wo man auf die Klappe gehen konnte.
Das war natürlich unangenehm, und deswegen hat man sich erst mal nicht mehr großartig da aufgehalten, um erst mal abzuschätzen: Wer geht auf die Toilette? Ist der interessant für mich? Und so weiter und so fort.
…Ja, also, wenn kein Betrieb war in der Deutschen Oper, das war ja meistens spätestens um 23 oder 24 Uhr, und das ging ja bis morgens um fünf.
Da sind sie dann aus dem Tiergarten gekommen.
Wenn sie im Tiergarten nichts bekommen hatten, sind sie dorthin gegangen, weil auch ganz viele Homosexuelle in der Gegend gewohnt haben.
Künstler von der Deutschen Oper, vom Schillertheater und so weiter und so fort.
Und die sind ja auch wie ich gependelt, vom Ernst-Reuter-Platz zur Deutschen Oper oder von Sophie-Charlotten-Platz oder vom Richard-Wagner-Platz.
Das war ja alles zu Fuß schnell zu erreichen oder mit der U-Bahn.
…Also, ich habe von 1982 bis 1984 an der Deutschen Oper bei einem Bekannten gewohnt, gegenüber von der Oper und der Klappe.
Das war ja auch die Mittelinsel, das war Bismarckstraße, Ecke Krumme Straße und an der Deutschen Oper, und das war natürlich quasi vor meiner Wohnungstür.
Und da ich zu der Zeit arbeitslos gewesen bin, bin ich oft aus Langeweile hingegangen oder auch, weil ich neugierig gewesen bin, wer da jetzt verkehrt, und so weiter, bin ich dort hinuntergegangen.
Das war unterirdisch, davor konnte man Zeitungen kaufen, Zigaretten und so weiter und so fort.
Das war unterirdisch, und wenn du runtergekommen bist, waren blaue Türen, es waren drei Kabinen, wo man hingehen konnte, also Toiletten.
Vorher war das Pissoir und gegenüber war ein Waschbecken… …Ach so, dadurch, dass es ja unter der Straße, unter der Verkehrsinsel gewesen ist, waren dort das fand ich eigentlich ganz hübsch Glassteine eingebaut.
Das heißt also, es kam Tageslicht herein.
Das war auch eine ganz nette Atmosphäre, weil, wie gesagt, wenn es abends dann dunkel war, gab es dieses Neonlicht, und das war sehr kalt.
Deswegen haben manche dann auch, weil es ja ein Darkroom sein sollte, haben sie denn die Lampen kaputt gemacht.
Ach so, dass statt drei Lampen nur noch eine da wurde es dann indirekt, ne?
…Na ja, also, es waren viereckige Neonlichter oben an der Decke, es war alles in weiß gekachelt, kleinkachelt, auch der Fußboden, also eigentlich sehr steril, und oft hat es unheimlich nach Urin gestunken, gerade wenn du erst mal am Pissoir vorbeigelaufen bist, um an die Toiletten zu kommen, wo dann eigentlich das Cruisen stattgefunden hat, obwohl ich auch erlebt habe, dass jemand vor dem Pissoir gekniet hat und dem anderen dann einen geblasen hat und so weiter.
Und zwischen den Kabinen haben die Schwulen dann Löcher reingemacht, weil das war ja Lochverkehr.
Ich habe sogar einmal erlebt, dass ich kurz vor zwölf Uhr abends runtergegangen bin und habe mich gewundert: „Was hämmert denn da?“ Und dann war da ein Schwuler, nachdem die BVG (BSR) das wieder zugemacht hatte.
Die BSR hat das zugemacht, und dann ist der wirklich mit einem Bohrer gekommen und hat die Löcher alle wieder aufgemacht.
Da ging wirklich alles.
Also, wenn ich zum Beispiel mit jemandem aktiv gerade auf der Toilette war, ist es schon mal passiert, dass dann jemand auf das Klo gestiegen ist und dann mit einem Zehn-Mark-Schein gewunken der wollte dann zugucken.
Ich habe natürlich das Geld genommen und gesagt: „Hier, fuck you.“ Oder auch am Ostersonntag ist mir das passiert, dass da ein Rentner gekommen ist und mir einfach 50 Mark geschenkt hat.
Ich weiß nicht, ob er Angst hatte, dass er überfallen wird, weil das ja auch oft passiert ist auf öffentlichen Klappen, dass wir Schwule überfallen worden sind.
Und ja, das ist voll interessant.
Also, wie gesagt, vom Rentner, Schüler, Studenten, Heterosexuellen, Bisexuellen, dann die Hardcore -Leute, die dann ganz in Ledermontur gewesen sind, arschfrei und so weiter mit Ketten – das war schon interessant.
Also, das war wie Kino, war das.