Audio 6 > Schwulen-Klatschen

Es gab ja auch ganz viele homosexuelle politische Gruppen, wie… wo wir auf die Straße für unsere Rechte gekämpft haben.

Nachdem wir selber in unserem Privat-Reich das mit dem Cruisen als sexuelle Freiheit empfunden haben, sind wir ganz schnell eines anderen gelehrt worden.

Dadurch, dass es ja Polizeirazzien gab in den Clubs, in den Bars, auf öffentlichen Toiletten, sogar im Tiergarten, wurde das eingeschränkt, und deswegen ist es ganz lange noch so geblieben, dass Homosexuelle sich nicht getraut haben, auf Arbeit zu outen, sondern nur im engsten Bekanntenkreis, weil es immer noch stigmatisiert worden ist.

Man ist ausgegrenzt worden, so wie dann die Menschen, als HIV und Aids aufkam, so war das aber auch bei Homosexuellen.

Deswegen war ja du schwule Sau, Schwuchtel, Schwuler, Schwule, das war ja früher alles Schimpfwörter, und ich habe ja, wie gesagt, erlebt, dass wir quasi in einer eigenen Blase gelebt haben, also dass die Läden nicht offensichtlich bekannt waren, dass man von außen nicht hingucken konnte, dass alles verdunkelt worden ist, dass man aus Schutz, weil oft auch Übergriffe waren, mit Schlägereien und so weiter, dass Schwule zusammengeschlagen worden sind, dass man klingeln musste, dass man erstmal geguckt hat, kenne ich den? Das war ja wie eine kleine Familie, man kannte sich, ne! Es gab immer einen, der am Empfang war, der die Tür aufgemacht hat.

Du musstest meistens klingeln.

Da war ein Guckloch, da haben sie geguckt, wer vor der Tür stand.

Weil es gab auch…

das nannte sich Schwulen-Klatschen.

Das haben sie auf Klappen gemacht.

Heterosexuelle oder auch Drogenabhängige haben gerne da, wo gecruist worden ist, auf öffentlichen Toiletten…

das nannte sich denn Schwulen-Klatschen.

Die haben sie verprügelt und haben sie beklaut.

Und einmal habe ich das zufällig am Wittenbergplatz miterlebt, da hat jemand am Bahnhof Zoo einen 16 -Jährigen kennenlernt und ist mit dem zum Wittenbergplatz hin.

Und ich wollte da gerade kusen und die sind schon beide in der Kabine drin.

Und auf einmal kommt ein Anfang 30 -Jähriger und hat den so zusammengeschlagen, dass das ganze Blut gespritzt hat, und hat ihn beklaut.

Und dann habe ich ihnen nachher noch geholfen bis zur Straße, und hab ihn ins Taxi gesetzt.

Also, dat war ein fingierter Raubüberfall eigentlich, weißt du, wat ich meine? Weil der hat noch ganz laut gesagt…

du Schwein! Der ist doch noch minderjährig.

Also, die kannten sich, der mit dem er auf die Toilette gegangen ist, und der andere da.

Nachher haben die Übergriffe auch beim Cruisen stattgefunden.

Und wenn du zum Beispiel vom Bahnhof Zoo zum Tiergarten gelaufen ist, da gab es eine Insel, wo du vom Festland auf die Insel laufen konntest über die Brücke.

Und da auf der Brücke war ja nur ein Weg oder so zurück und so hinauf konntest, sind zwei Homosexuelle ermordet worden.

Und dann haben sie diese Brücke weggemacht.

Und mir ist es auch mal passiert, dass ich abends reingelaufen bin in den Tiergarten und zwei Leute hinter mir laufen.

Und da habe ich schon ein komisches Gefühl gekriegt, aber ich war ja ein Sportler und war flink.

Und da ist der eine auf einmal ausgeschert an mir vorbei und ist auf mich zugekommen und einer im Rücken.

Und da bin ich so ausgewichen, die wollten mich überfallen.

Und Gott sei Dank kam gerade jemand mit dem Hund vorbei.

Und das war da, wo diese Laternen sind aus Baden -Württemberg, aus Österreich.

Das ist ziemlich S -Bahnhof -Hansa -Platz.

Wenn du da in den Tiergarten reinläufst und über die Brücke läufst oder Richtung Bahnhof Zoo, da war das.

Und da habe ich gleich ganz laut zu denen gesagt, helfen sie mir, die wollen mich überfallen.

Und wie sie das mitbekommen haben, sind sie abgehauen.

Die sind erst hinter meinem Rücken gelaufen und der eine ist an mir vorbei geflitzt, so schnell konnte ich gar nicht gucken.

Er hat sich umgedreht und ist auf mich zu, einer im Rücken und einer von vorne.

Da hast du dann Glück gehabt.

Da habe ich richtig Glück gehabt.

Dann kannst du schreiben.

Ja, und das war dann mit dem Grund A, weil da zwei ermordet worden sind, dass sie die Brücke weggemacht haben.

Und das dann nachher, das war aber viel, viel später, dass die Polizei dann quasi Patrouille fahren ist mit einem Auto als Sicherheit.

Und dann gab es aber auch im Tiergarten einen Infostand von der Polizei, wo sie die Schaust hinwenden können.

In dem Fall, dass es was gibt.

Genau, haben sie Tipps gegeben und Flyer verteilt und so weiter.