Audio 7 > POLIZEI! Identitätskontrolle

Naja, dadurch, dass ich jetzt auch drogenabhängig war und oft auf öffentlichen Toiletten… da nicht da saß, um zu cruisen, sondern um mir einen Schuss zu machen, und da gab es dann auch Razzien von der Polizei, wo ich dann auch mitgenommen worden bin auf die Polizeistation.

Da hab ich dann verbale Übergriffe schon erlebt, also dass dann einer zu mir gesagt hat, ‚Kannst du mir nicht mal paar schwule Pornos besorgen?‘ also das ins Lächerliche gezogen hat.

Das war unangenehm, weil du schon verhaftet worden bist und dann so vier, fünf, sechs Personen Also dass man so bloßgestellt worden ist.

Also als wenn das quasi freiwillig wäre.

Also, ich hatte das Gefühl, dass der Polizist, das war ja ein ziemlich junger Polizist, Mitte 20 dass das ihn eigentlich ein bisschen angeheizt hat.

Naja, mir ist es passiert, dass ich zum Beispiel auf einer öffentlichen Toilette war, und wieder eine Polizeirazzia.

Die Polizei hat sich einen Spaß daraus gemacht.

Das war zum Beispiel in der Innenstadt, und dann mit der Wanne, mit dem Polizeibus, nach Spandau in den Forst gefahren.

Das heißt also, meistens hat man ja kein Geld für die BVG gehabt.

Das heißt also, man musste ein paar Kilometer erst mal laufen, um überhaupt wieder an die U-Bahn zu kommen.

Das war der U-Bahnhof Ruhleben.

Und das ist nicht nur mir ich habe auch von anderen gehört, die sind dann in Grunewald ausgesetzt worden oder in Brunau und so weiter und so fort.

Die haben sich einen Spaß draus gemacht.

Am Anfang, schon Ende der 70er Jahre, Anfang der 80er Jahre natürlich schon, weil, wie gesagt, habe ich ja erzählt, wir ja noch nicht so in der Öffentlichkeit waren, sondern das war ja alles verdeckt.

Also, wie gesagt, erst mal Tür klingeln, sehen wer reinkommt, kennt man den Fenster, die nach außen waren, dass man von außen nicht nach innen gucken konnte, also das war ja alles versteckt.

Und natürlich war das, da war eine gewisse Aufregung da.

Also es gab ja auch zum Beispiel im WuWu oder im KC (Kleist Casino) gab es ja Hintertüren, also nicht nur der Vordereingang, sondern Notausgänge.

Und da habe ich das dann erlebt, wenn das passiert ist, dass dann die Nottüren geöffnet worden sind, sodass zum Beispiel Minderjährige, die ja auch da drin waren oder die Dreck am Stecken hatten, geflüchtet sind.

Oder auch ganz normale Homosexuelle oder Ehemänner, die einfach nicht ertappt werden wollten, weil das war ja immer noch, wie sagt man, das war ja negativ belegt.

Also, ich war ja auch noch minderjährig, als ich in der Schwulenszene gewesen bin.

Ich war ja fünfzehneinhalb, und als im WuWu die Razzia war, hat mich der Chef zum Notausgang rausgelassen, weil er hätte sonst Ärger bekommen, da ich noch minderjährig war.

Der Eislass war ja erst ab 18 damals, und da war man auch mit 21 erst volljährig gewesen, zu meiner Zeit noch, ’74, ’75.

Es hat sich ja auch geändert.

Dann hieß es auf einmal ‚die Bullen‘, und dann hat mich der Chef, Uwe, genommen, und es gab einen Notausgang, da waren drei Bars, und da hat er mich schnell rausgebracht.

Dann bin ich in den nächsten Laden und, bin dann, nachdem das alles vorbei war, wieder zurück und hab mir das erzählen lassen.

Na ja, das war Ausweiskontrolle.

Die haben sich die Ausweise geben lassen, haben dann das notiert, die Namen und so weiter.

Aber warum haben sie das notiert? Na ja, weil es diese Liste gab.

Ja, was ja eigentlich ein offenes Geheimnis gewesen ist, dass Homosexuelle in West -Berlin, wenn sie ausweismäßig kontrolliert wurden, dass man sich dann das notiert hat, also dass es amtlich war, dass ja sowieso homosexuell ist.

Es wurde also eine interne Liste geführt, wer homosexuell ist.

Und dadurch, dass immer wieder auch Kriminelle auf öffentlichen Toiletten gewesen sind, also Fixer und so weiter und so fort, wurden öffentliche Toiletten auch oft überwacht.

Na ja, also jetzt gibt es ja ein Schulenbeauftragten in der Polizei, weil natürlich vom Aufbau her der Polizei Homosexualität ja unmännlich ist.

Und die Polizisten haben sich ja immer als sehr männlich dargestellt.

Und deswegen gab es Übergriffe.

Also ich habe das ja selber auch ein paar Mal erlebt.

Und was ich ja schon in dem anderen Interview angedeutet habe, ist, dass Klappen ja überwacht worden sind, gerade nachdem es mit HIV und Aids aufkam.

Man wollte die ja generell schließen und auch die drei Saunen in West -Berlin.

Ja, also für uns war das, wenn wir Polizei gesehen haben, sind wir entweder aus dem Park oder von der Toilette geflüchtet, wenn wir es noch konnten.

Weil ich es ja wie gesagt auch erlebt habe, Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, dass Razzien in den homosexuellen Kneipen oder Diskotheken stattgefunden hat.

Und wie gesagt, ich weiß das aus erster Hand, dass Homosexuelle, wo der Ausweis kontrolliert worden ist, ob ein Haftbefehl vorliegt oder dies oder was, dass das dann gekennzeichnet wurde, dass es eine interne Liste gab, dass wer homosexuell ist.

Und das war ja auch ein ganz, also das war ja Nogo eigentlich.

Das waren ja schon fast Stasimithonen oder wie im Dritten Reich.

Aber, weil wir jetzt ja über Rassismus sprechen und so weiter und so fort, in der Polizei, nicht alle sind so, aber es gibt einen Rassismus.

Und damals, in der Zeit, Mitte der 70er Jahre bis Mitte der 80er Jahre oder auch noch länger, gab es Rassismus in der Polizei, was Homosexuelle auch anbelangt.

Nein, ich habe es ja selber auch erlebt, als ich mal verhaftet worden bin und die dann rausgekriegt haben, dass ich homosexuell bin.

Da haben die aber ganz blöde Sprüche losgelassen.

Und die haben mich ja dann vom Südstern nach Hause gefahren, weil sie gucken wollten.

Ich habe dann angegeben, dass ich eben arbeitslosen Held bekomme.

Und dann haben die mich nach Hause gefahren und dann haben die sich erstmal angeguckt, wie ich überhaupt lebe.

Und dann habe ich gesagt, ich wohne hier mit meinem Freund zusammen, das ist neben seine Wohnung, ich wohne hier nur zur Untermiete.

Stimmt auch, aber wir haben alle Kosten geteilt.

Und drei Wochen später habe ich gerne eine Arbeit gefunden.

Und ja, so war das.

Also diskriminiert gegen uns Homosexuelle auch.